Oktober6 , 2024

Unangepasst Hinterfragend Authentisch Entspannt Neugierig Feierlaunig Mitnand

Nadja

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Das Gefühl als Fremder nach Hause zu kommen, teils zwanzig, teils dreißig Jahre entfernt, mit manchmal nur einigen Dutzend , manchmal tausenden Meilen multipliziert.

Aber Entfernungen entstehen auch geistig und dazu kommt eine gewisse Wandelbarkeit, ein sich nicht ausgeruht auf den Wundern der Jugend, und dennoch ausgeruht in anderen Episoden dessen was man hätte sein sollen, aber egal, es ist schön auf diese Art was gestern war wieder zu finden, es ist auch auch etwas schelmisch, wie die Tinder-Matches, die einen doch tatsächlich trotz und das sei betont unverändertem Profile zum dritten Mal zurück liken und ein völlig neues Gespräch mit dir beginnen, so oberflächlich sind das man selbst jedes Detail erinnert aber sie keines.

Ich liebe diese diabolischen Situationen, ich weide sie aus und nütze mir meine Benefits wie es mir beliebt.

Ich kann Dummheit nicht ab 

Graz aber sehr und auch wenn ich mich auf meinen Streifzügen den vergangenen Freunden und Mädchen nicht zu erkennen gebe, die meisten neuen , alten Gesichter, erzeugen ein wohliges Gefühl. Wie die Strände. Wie das Rauschen des Meeres.

Kurt etwa, der mich noch erkennt, hat mich für tot gehalten, es scheint eine übliche Erklärung wenn jemand aus meinen damaligen Kreisen ein paar Jahrzehnte verschwindet. Gefängnis oder Tod. Seine Bewegungsabläufe und halb von oben herab kommende Freundlichkeit endet bei wir können ja mal etwas trinken gehen, ich denke das lässt seine resolut wirkende Partnerin und die Kinder umher nur bedingt zu. 

Suidl läuft beim Interspar im Citypark fast in mich hinein, eigentlich sieht er sich selbst noch immer recht ähnlich, nur das Haar ist dünner, der Bart intensiver lückenhaft. Ich selbst melde mich nicht, ich öffne mich dem Erkennen aber zwinge niemanden zu einem bedeutungslosen Hallo.

Und bei ihm verzichte ich dankend, erinnere mich an die Kröte in ihm, die der Freundin eines Freundes Geld stahl, die Hähnen mutwillig besoffen frühmorgens den Kopf umdrehte, vom Rumpf riss und sich daran erfreute das das Tier noch ein wenig wahrhaft kopflos durch den Hof sprintet.

Geh nur weiter immer heiter, ich wollte in die Stadt zurück, nicht zu den Menschen. Das trifft nicht auf alle zu. Nadja etwa, für sie habe ich dunkles, geiles Faible, es fällt mir schwer den Augenblick zu versäumen als sie mir entgegenstolpert, irgendwo vor der Bienengasse, Richtung Lendplatz, und dann einmal, zumindest als Vermutung, im Augarten.

Oh, ja, wunderbare Blümlhofnadja, ich hatte immer ein kleines, schielendes Auge für dich, und ich freu mich mehr als wirklich das es dich trotz deines Pfades noch gibt. Wir waren 4,5 knisternde Tage zusammen, zwischen Spielstadl und Jakominiplatz und zurück.

Dann kam mir ein Fussballspiel dazwischen und irgendwie hatte ich mich vor meinen Jungs für dich geniert, obwohl deine lila Plüschjacke bis heute eine Erinnerung ist keine Hypnose braucht um hervorgezaubert zu werden. Und ich deine Vampirzähnchen mochte, deine süße, wohlschmeckende Mundhöhle, diesen freien, fröhlichen Mädchenkörper, eng umschlungen, über deine Frisuren ließ sich immer streiten, aber du warst sagenhaft sexy in your own way, deine Brüste fühlen sich bis heute an. Klein, modern, lebendig, unbezahlbar, auch wenn es anders kam.

Ich habe dich gefühlt bevor dich jeder fühlen durfte und das kam ja schneller als es sein sollte, und ich muss auch mal gestehen , selbst danach bist du lange noch ein atemberaubendes Punkgirl ohne Punk gewesen, mittendrin im Leben. Ich mag wie wir da als Pärchen Schillinge für die Straßenbahn schnorren, wie wir das Übernachten bei dir planen, du bist erst around dreizehn, aber deine Mama hat nichts dagegen, eigentlich auch eine tolle Mama, ich sehe sie nur einmal, als sie dich sucht, aber eine gute Mischung aus kraftvoll und halt überfordert. Du bist nicht umsonst teilweise im Mädchenheim für schwer Erziehbare.

Es ist komplex über den

Blümlhof

zu berichten. Die Jungs , die sich schon etwas besser auskennen fahren abends raus zu ihm und warten auf die Mädels die über die Mauer klettern. Manche machen es recht billig erzählt mir jemand, viele umsonst.

All das gibt es nicht wirklich, wie es die schlagenden Nonnen nicht gibt, die missbrauchenden Kardinäle, die Wiener Varianten wie das Haus des Kindes sind Stories for another book, in den Achtzigern und Neunzigern sind wir alle noch von Eineinhalb Generation von Nazischweinen und deren Verbündeten gezeugt und zurecht gestutzt.

Die Kriegstraumeltern haben viel von denen mitbekommen und so ergibt sich eine spannende Mixtur aus Arschlöchern, untherapierten Erwachsenen und verlogenem Pack bis zum Friedrich Peter hinauf. Haider ist da gerade im Entstehen. Bernhard erzürnt die noble Bande mit seinen Wahrheiten und das Volk ist einfach nur was es immer ist. Man suche sich den nächsten Satz nach seinem eigenen Gut Dünken.

Aber von all dem habe ich noch nicht genügend Ahnung und so stolpere ich mit. Viele Jahrzehnte später schenkt mir die gleichaltrige Monika eine spannende mich ergänzende Sicht der Dinge, wieder einmal war ich wohl auf die falsche Braut fixiert. Nein, nicht auf Nadja, sie war viel zu kurz und blieb immer nahe und fern zugleich.

Episoden, man trifft sich nicht nur einmal im kleinen, feinen Zirkel der Freude und Lust drauf zu scheißen was die Pensionistenstadt umher will.

Es ist die Zeit in der das Sorgereis im Stadtpark gegen das Saitensprung getauscht wird, statt Vanilla/Erdbeer gibt es nun schwarzen Afghanen. Damals noch nur das Dope nicht den Migrant dazu. Ich sehe also Nadja voller Narben, alter Haut, rätselhaften, weil verdeckten Bilderbucherzählungen auf drahtigem Körper , einen Hund hat sie dabei, viele Schuss Heroin im Charisma. Aber ich seh auch das sie es geschafft hat Mensch zu bleiben, spannend und kickend. Piercings, ich würde sie suchen, ich würde ihre Erzählungen brauchen, sie werden dem Buch gut tun, später, in seiner dritten Version.

Mir reicht was ich spüre, ich küsse sie ein paar Jahre später in ihrem eineinhalb Zimmer Apartment am Anfang zum Lustbühel rauf, kurz nachdem ihr gegenwärtiger Freund abfährt, der ist bei einer Band deren Namen ich vergessen habe, aber er tut ihr vergleichsweise gut. Ich habe Vormittagsrotwein mitgebracht, wir fühlen uns von ihrem inzwischen zweijährigen Sohn im Krabbelgitter beobachtet, sie schmeckt nur noch halb so gut, ihre Brüste sind weiterhin eine Handvoll Glück.

Ich habe damals vergessen sie zu fragen wieso sie eigentlich im Blümhof gelandet ist, und die Lücken zwischen unseren Sehen lassen unendlich Raum für Spekulation. Ein paar Tage nachdem ich sie wegen der Fussballjungs fallen lasse hätte ich sie sehr gerne zurück und beweise meinen Mut in dem ich Murwasser trinke.

Aber sie tröstet sich bereits mit ihrem Exfreund, einem etwas schwul wirkenden Jüngling, den ich danach eigentlich nie mehr sah. Wie viele aus den eher braven Häusern nur mal bei uns vorbeischnupperten, den Exotischen zwischen Nordstern, Jakominiplatz, Stadtpark und Q.

Einmal, ich sehe Nadja hunderte Male, aber ich kann nicht jeden kleinen Schemen zu einem Strang drechseln, einmal sehe ich sie in diesem Q, sie hat gerade etwas mit einem anderen Suidl, Silvio, sie wartet darauf das ein Trip zu wirken beginnt.

Ich beneide sie, diese kleinen bunten Papierstückchen  sind meine ganz private Religion, meine andere Sicht in all das was hier geschieht. 

In einer ganz ähnlichen Situation erzählt sie mir das sie jetzt anschaffen geht, in einem Haus neben der Dietrichskeuschn. Sie findet das von Aufwand und Ertrag her ganz okay. Wie solche Erinnerungen eben ablaufen ist alles recht zeitbefreit, vor allem bei Menschen, die stabil verrückt bleiben, bei denen sich vielleicht die Haare ändern, aber das Herz am selben Fleck bleibt, kann man oft in der Rückschau mehr die Zeitloslnie in der sie selbst treiben wahrnehmen, denn den Kalendertag.

Dreimal zuckt es mich, als Nadja da im Augarten vorbeidackelt, aber sie ist da nicht allein und irgendwie Oma, weiß nicht, wäre auch logisch, ich stell mir vor wie ich sie mitnehme, sie bei mir einzieht, ich ihr beim Drücken helfe, man kann alten Hunden keine neuen Tricks mehr bei bringen, es ist gut das Menschen ihren Frieden mit ihren Süchten finden, wenn sie das können.

Man sieht den Frieden auch, die meisten allerdings und deshalb, Finger weg, haben niemals Frieden darin.

Nadja, wie die meisten von damals, war zu sehr und kam zu schnell zu den betäubenden Drogen, andere flatterten den Aufputschern nach, es war die Zeit in der die Hippie seltener wurden, die Psychedelika nur noch eine verbotene Funkomponente besaßen.

Es gab nur noch vereinzelt Werte und alles landete im selben Topf. Aus Drogistensicht sind die Achtziger fürchterlich. HIV dagegen fand uns cool.

Im Grunde waren wir

Polytoxikoman und Polyamor

die meisten nahmen und machten mit denen rum die gerade da waren und nahmen was es gerade gab und man muss auch erklären, das Halluzinogene ein schlechtes Geschäft für Dealer sind. Zuviel Fun, keine Sucht, niedrige Marge. Die Dummheit der Obrigkeit in der Gleichstellung mit vielen harten Drogen erweist sich als Drama.

Und kam bekanntermaßen von der Angst des Establishment die Kontrolle über befreite Hippiekinder mit neuen, schöneren Gedanken und Träumen zu verlieren.

Man schob Psychosen und Fenstersprünge vor wo man einfach auch klarstellen sollte das Jugendliche mit auf Alkohol beruhenden Vergiftungen, Gewaltexzessen bis hin zu Autounfällen etwas wesentlich Häufigeres waren und sind. Aber solange Wöginger das Sagen hat…

Wie auch immer, Nadja bleibt ein Lächeln. Gott, sehne ich mich nach ihrer Lebensgeschichte, nach diesen Brüsten. Und natürlich ich mag auch das es sie es mit Falco getrieben, obwohl das Nacktfoto von ihm und seiner Miniatur eher abturnend wirkt. Aber es ist passend, ganz Wien war auch in Graz. Modern. Und Hansi Hölzl wurde teilweise auch im Mr.Bojangles sozialisiert.

Wie Mama. Kaum überraschend wenn mir dann dreißig Jahre später mein Daddy, du bist nicht mein Daddy erzählt es auch mit dem Möchtegern Amadeus getan zu haben, eh schon wissen.

Na, ich bin ja ein Plaudertäschchen. Wart ab, da gibts noch Krasseres. Das er ein Arschloch , ein Suidl war wissen eh alle. Vielleicht doch besser das der Wöginger das Sagen hat.
Aber das soll dir nicht die Nadja verkrämen, das sei betont, sie ist ein wirklich wunderbares Mädchen, Oma meanwhile, nur hat sie im Lauf ihres Lebens mit einigen hunderten Falcosuidls zu viel gefickt.