Zentralfriedhofblues. Wie viele Friedhöfe dieser Welt schöner als die ihn umgebende Stadt. Aber an sich bizarr, das man Menschen überreden konnte dafür zu bezahlen die verfaulenden oder verbrannten Überreste einer Selbst gegen Gebühr an jene aufzubewahren welche mehr Dreck am Stecken als alle anderen bekannten und unbekannten Wirrnisse ideologischer Hörigkeitsphantasien. Ein Meisterwerk perfekten Betrugs. Zahl über deinen Tod hinaus.
Das gelingt nicht einmal dem Kapitalismus an sich. Obwohl der sich gerade an lustigen Alternativen versucht.
Drüben im Trauma der harten Frauen benötigt man keine christlich sozialen Parameter, alles ist in den
Würmermündern verschlungene Schlafmützigkeit
, da gibt es nichts mehr das man benennen könnte, und deine Kirche die pfeift dir was wenn dein Grab nicht bezahlt, Gnä Frau. Arme Sau aber auch.
Sie wäre auch nie eine Gnä Frau gewesen, und Mutter Gottes Namen zu tragen hat auch kein bisschen Glück mehr gebracht. Obwohl sie hat sie schon gelernt, die Katechismen im Unterricht, die Schwestern waren streng, es gab gleichmal den einen oder anderen Staberlschlag auf die Pratzen, tu es nur nicht verpatzen, Maria, lerne alles genau. Strenge für Kinder, dann geht es zum Herrn Geschwinder.
Es dauerte ja noch bis 1973, dann wurde die Prügelstrafe in Schulen abgeschafft, hättens doch nur das Kinder Schwänze lutschen in Klöstern und Ministranten stunden mit verboten. Aber da hat wohl der Herrgott ein Einsehen ghabt mit seinen sündigen Höllenfürsten im Talar.
Maria ist eine gute Zeitenzeigerin, ein einhalb Weltkriege, einen vollen Kreisky, und der hätte es ja fast geschafft ihr noch rechtzeitig für 50 Jahre Arbeit in der Kartonfabrik in Andritz eine Abfertigung zu besorgen, doch dann muss man den wachen Manager von damals loben, der ihr geraten doch ein Jahr bevor Arbeiter Abfertigungen bekommen in Pension zu gehen, das hat den hodenlosen Lurchen der Sklaventreiberpartei sicher noch ein paar Trockenorgasmen beschert.
Maria hat sich da schon viel früher vier der fünf Finger der linken Hand weggeschnittert, klobige , glänzende Stummel. Und das sind den Industriellen immer die am liebsten Gewesene. Die Verstümmelten, halbklugen arbeitsamen aus dem Vorhof zur Hölle, mit denen kann man am Meisten verdienen, die brauchen keinen großen Aufwand, das sind die Wurstsemmelschutzputzer, die bezahlen die goldenen Uhren, nicht die Aufmüpfmetaller, . Und dann kommens mit 8 Stunden Tag, ja das kann doch echt nicht deren Ernst sein, wer bezahlt die nächste Yacht.
Eine Erbschaftssteuer wäre eigentlich in vielen Fällen eine Art gerecht fertigte historische Strafe für Verbrechen gegen die Menschheit. Wo kommt Vermögen her wenn nicht von der Ausbeutung anderer ?
Ach, wenigstens sind die meisten Betriebsräte käuflich. Hach, wie schön waren die Zeiten einst, ein Fabrikant zu sein, Mastermind der Hoffnungslosen , ein Ausbeuterkönig. Da zahlt es sich doch aus mit den Faschisten zu packeln, da sind Kirche und Unternehmer immer am schnellsten mit dabei.
Das hat nicht die Maria so erzählt, das wäre wohl nicht gegangen, aber das sind die Schlussfolgerungen, die dir der Bub dabei zieht, wenn er das länger und ausführlicher berichtet bekommt. Und auf der anderen Seit fragt wieso das so ist, wieso da jemand den anderen prügeln darf wenn er nicht lernt oder so wenig bezahlt für soviel Arbeit.
Und wieso jemand der so fleißig war trotz all der Narben und Erbarmenslosigkeiten dann mit der Mindestpension, den gerade noch reichenden Schillingen zum Überleben oidweibi werden tuan muas.
Sie ist eine Weggelegte
Ihre Mutter hat das schon als sie 2,3 war nicht mehr dablasen, das Kind ist da irgendwann zu Zieheltern und das waren Bauern und das macht dann wieder was eigenes her.
Denn die Bauern sind natürlich die ersten die der Frau den Garaus scheffeln, dazu braucht es noch gar keinen Fabrikanten, keine Nonne, da reicht schon die Kammer mit dem Alten. Das ist alles nit verbürgt, am Feld arbeiten hat sie müssen, das haben alle Kinder damals bei den Kleinen Leuten und in den Kriegsglockenschrammelschlotenjahren.
Und was schön klingt, es gab es sieben Brüder vom Vatern her, und alle sind vor dem ersten Weltkrieg in die Welt hinaus. Nach Amerika und die Mutter dann halt auch, aber berichtett ist ihr worden, das das Schiff untergegangen ist, mit der Mutter, nicht mit den Brüdern. Vom Vater. Oder so.
Und der Bauer der war eher da unten auf der slowenischen Seite, die ja damals noch keine slowenische Seite war, und die Maria hat serbo kroatisch können, und ein wenig slowenisch, es ist nicht so das der Bub das kontrollieren konnte, was jetzt stimmt oder ob das überhaupt.
Gibt wenig Dokumente und so, ab ins Archiv wird sicher lustig sein dann bei den nächsten Auflagen später.
Alte Menschen, also die richtig alten, die noch um die Kriege herum oder vielleicht gar früher, diese einzigartigen Geschichten die da abgegangen sind, das ist noch ohne Wirtschaftwunder und so.
Da wird dann ein riesiges Pflaster auf all das geklebt, das sind Unkenntlichkeiten, du könntest von Kloster zu Waisenhaus ziehen, überall den Boden scannen und Ähnliches finden wie in Kanada oder Irland, aber bei uns ist der Krieg und seine Nazi Verbrechen zu dominant gewesen, das hat den anderen Scheiß etwas relativiert.
Das hat auch nicht die Maria erzählt, weil die Maria hat ja irgendwie den Bauern und die Nonne, die war am Strengsten, das ist Originalton, das war so eine gläubige Steirerin die halt was von der gsundn Watschn ghalten hat, hinter sich gelassen. Eh schon kennen solche, manche sind dann noch hoch hinaus in diesem kein schöner Land. Bis in Kommisionen zur Gewalt gegen Kinder. Da vershcluckst dich dann an deinem Steirerapfel, Dünnschisswittchen. Von den Zieheltern hats aber immer eher gut gesprochen.
Geschichte ist widerlich, echt jetzt, weil du kannst ja net so tun als ob da Edison oder da Einstein oder da Ghandi, der ja auch ein Oarsch war wie wir heute wissen, du kannst ja nicht so tun, als ob das die Träger der Geschichte wären, das sind die Träger der Schönrederei, das ist womit ma uns beschwichtigen tun, damit wir all die hässliche Wirklichkeit aus der wir stammen einigermaßen ertragen, spannend wird’s wenn eines Tages das mit dem Klimawandel abgerechnet wird.
Al nächstes hat sie erst mal
Typhus
kriegt, das scheint und ist das Ereignis Nummer Zwei , das alles aus den Fugen tröpfelt, das sich irgendwie als Schlüsselschlagwort durchsetzt und den Rest der Zeit begleitet. Die Nonne war nur ein Teasing für die wunderbaren Möglichkeiten unsrer werten Existenz.
Das ist kein Dingschlecken gewesen , da ist sie zwischen Tod und Harte Frau gependelt, immer wieder betont Maria, das die Ärzte sie schon aufgegeben hatten, der Pfarrer gekommen ist mit der letzten Ölung.
Die letzte Ölung, stell dir vor du liegst wegen irgendeinem unguten Virus, irgendeiner grauenvollen Krankheit auf der Intensiv, stell dir du bist nah dran den Löffel abzugeben und dann kommt so ein Typ herein und will dich einölen, der Bub hat das bereits mit fünf oder sechs gruselig gefunden, als ob die Typhus Details nicht gruselig genug gewesen wären.
Es war auch dann die Zeit, bald mal, in der der Bub zum beten aufgehört hat. Hätt er nur nicht aufgehört werden manche sagen. Dann wäre sicher alles anders gekommen.
Die Maria ist da ganz schön auf Zack , die hat sich , vielleicht war es ja doch das Öl, aber hat sich durchgekämpft, ohne exaktem Durchblick war das wohl auch eine Hirnhautentzündung,
Manchmal kommt halt alles zusammen, aber faszinierend ist, das es voll die Jahres Lücken gibt. Was hat die Maria außer arbeiten zwischen den Kriegen gemacht?
Am Tag der Volkserhebungsstadt?
Sie hatte auch was Schönes, die Frau in der Jungzeit, ein bisschen klassischer, da war vielleicht mehr drin, vom Erbe her. Der Enkel hat sie wohl lange auch sehr glücklich gemacht. Ein bisserl weniger angst erfüllende Geschichten wären gut gewesen.
Soviel Typhus bekommt man nicht einmal als angehender Virologe serviert.
Und soviel Krieg. Das hat die Maria ebenfalls stark influencent.
Die Bomben singen
Schützengräben ausheben. Schützengräben das ist das mit dem die Kriegsbilder beginnen. Das haben sie müssen, aber es gibt keine Worte für irgendwelche Juden oder warum und wie das war bevor die Russen kamen.
Denn die Russen haben Maria auch beeindruckt, die waren auch nicht nett zu ihr. Soviel hört man raus.
Und die Bomben. Das Geräusch, ab in den Luftschutzkeller hat es soft geheißen in diesem Graz, Adolfs Liebling steht schramm, die Ungerechtigkeiten sind keine Lapalie, alles schmettert und wettert, und das Lied der Bombe frisst sich in dein Herz.
Bumm macht es und noch einmal Bumm nicht weit entfernt, und wieder heulen die Sirenen, es ist ein Konzert der Niederlage , die Russen sind letztlich die Härteren Hunde, wieder einmal versagt das deutsche Volk.
Ewig nach höherem strebende Versager, das kann man nicht erfinden, Russen, Türken, Coca Cola, alle lachen sich eins. Und der Österreicher live dabei, niemals sich entscheiden könnend, ist er nun Slawe oder Preusse, Bajuware, Venezianer oder doch gar nur ein aus dem Puff getorkeltes Traktat einer wirren zechprellenden Schnappsdrossel.
Das Land mit dem von allen Hunden der Welt angepinkelten Stammbaum, welche Rolle Graz hier geben kann ist schwer zu ertasten, Maria jedenfalls denkt an die Russen, die sind ähnlich streng wie die Nonnen, die Briten sind dann wohl netter, aber von denen erzählt Maria nichts. Außer das sie mehr her gegeben als genommen haben.
Gau Leiters derbes Regiment war auch nie ein Thema. Wie alte Menschen doch selektiv sind wenn es an die Wurzeln wuchert.
Aber Bomben, übrigens kaum von den Russen, das wäre falsch, da haben die cute Boys mehr geleistet, aber wie viel Leid hat ein Volk verdient, das kollektiv dermaßen zur Seite schielt.
Wer hat die Vergebung erfunden, wohl ein Mörder, ein Vergewaltiger, ein Psychopath, ein listiger Gauner, EIN VOLLDEPP MIT MASOFLAIR? niemand sonst benötigt sie.
Maria ist auch nach dem Krieg Maria, sie darf das Leben schätzen, eines Tages fielen ihr übrigens alle Zähne aus.
Das mit den Zähnen ist ein weiteres wichtiges Bild. Maria hat nie ein drittes Gebiss, sie verliert in den Dreißigern alle Zähne im schnellem heut auf morgen. Das wird ähnlich oft erzählt wie der Typhus. Das mit den Zähnen kommt von der Art wie in Bauersleutziehelternschaft mit dem Zahnschmerz umgegangen, da hat man ihr Tschickstummel gegen den Schmerz verordnet. Schnapsgetränkt. Zum Draufdrücken. Viel ist wirr. Aber viel ist auch einprägsam.
Und die Zähne sind wirklich weg. Stabil weg. Man kann sich Maria nicht mit Zähnen vorstellen, ein bisschen etwas hat das von Shane McGowen, bei dem geht das auch nicht.
Trotz der fehlenden Zähne ist sie ja herb attraktiv und sie bekommt einen der sich wohlfühlt mit ihr, einen Mann
Einen Deckel auf dem Topf
Einen Tischler mit einem Haus, jenes Haus das ihr dann die Verwandten des Tischlers stehlen, verzeihung bestenfalls übervorteilen natürlich, so wird das im Bürgertum am Ruckerlberg genannt. Keine Juden mehr da muss man halt andere bescheißen. Die Tante Luise hat da ihre knochigen Fingern im Spiel.
Der Deckel am Topf hat auch seine Haken, er ist ein Trinker, er schwängert sie, Monika ist was heraus kommt, eine Monika, die durchaus ihre eigenen Geschichten fabrizieren wird, es wird noch widerlicher, keine Sorge. Die Vergangenheiten dieser Stadt sind kein Hochglanzprospekt.
Maria gelangt in ein etwas ruhigeres Fahrwasser, der Mann schlägt und säuft, aber das ist ja fast normal. Von Getreidegasse bis Kärntnerstraße, vom Opernring bis Ludersdorf.
Wenigstens ist es immer der selbe Mann. Da kann man sich drauf einstellen.
Du wirst älter Maria, so zäh wie ein Stück Lakritze von der Frau Kücher, aber das ist eine andere Begegnung auf der sich die zarte Zauberlosigkeit der heimatlosen Schlafkrankheit namens Geburtsstadt gebildet, wir sind uns nicht einig, was sind Schatten noch wert, wenn die Sonne untergeht.
Die Leber macht nicht mehr lange mit, der Deckel auf dem Top ist keine Langzeitlösung. Bevor er abtritt macht er noch erfolgreich mit der inzwischen herum görenden Monika in guter Tradition die eine oder andere Flasche auf.
Maria trägt alles in sich was unter den Teppich gekehrt eigentlich das ist aus dem wir kommen, sie eignet sich gut, für eine Parabel, für eine wütende Brandrede, für ein Theaterstück, für den Spiegel, der euch ankotzt, weil er euch nicht erträgt.
Sie ist die alte Frau die heutzutage sterben gelassen wird, eingesperrt im Zimmerchen, weil nicht genügend Personal.
Maria ist gut im Überleben, sie ist demütig und genügsam, sie kann länger durchhalten als diese Männer, auch die Tante Luise kratzt schneller ab.
Was ist mit dir Gauleiter, not so successful i guess ? Eine alte zahnlose Waise mit verkrüppelten Fingern hat mehr erreicht als du. Das ist wider rum ist fein.
Maria macht es allerdings auch nicht einfach für ihre Zuhörer, sie festigt eine grausame, angsterfüllte Kindheit, sie gibt dieses Gefühl weiter, Generation um Generation. Sie prägt im Guten wie im Schlechten. Aber sie lehrt das man sich ganz geben sollte, sie zeigt das Respekt sich erst einstellen kann, wenn man gelebt hat für etwas, anstatt dahin zu stolzieren, wie der Pfau der niemals ficken darf.
Da war noch mehr, über die Kirche, die Pfarrer, die Verwandten, die Schandflecken auf ihrer Lebensdecke.